Mal wieder ein Text für euch (diesmal was modernes).

S-Bahntypen:

Morgens im Pendlerverkehr trifft man in öffentlichen Verkehrsmitteln tausende von Fahrtypen. Sie haben unterschiedlichste Hautfarben, große Sprachenvielfalt, verschiedene Verhaltensweisen (irgendwo findet man auch immer den ein oder anderen Trunkenbold, vorzugsweise in meiner Nähe!) Der Biergeruch fügt dem olfaktorischen Genuss im S-Bahn Wagon eine weitere Note hinzu. Dicht gedrängt kommen sich Menschen manchmal näher als ihnen lieb ist. Entspannte VIP-Lounge Platzfreiheit herrscht eigentlich nur zu Extremzeiten (zwischen 22 uhr und 4 uhr morgens). Es gibt also viel zu sehen in der S-Bahn, dem Schauplatz des Lebens, dem Mikrokosmos des Geschmacks.

Als passionierter S-Bahn Fahrer habe ich meine Mitfahrer in unterschiedliche Typen aufgegliedert, bei denen bestimmt auch Sie sich wieder finden können.

Es gibt den:

Coolen 1
Strategen 2
Rempler 3
Rentner 4
Dauerfahrer 5

Zu den meisten Zeiten treten all diese Typen gleichzeitig auf, was manchmal zu lustigen Zwischenfällen führt (sehr selten), oft aber auch zu Streitereien.

Beispiele:

Der Stratege
Besonders wenn einer von zwei Zugängen zur Bahnhofshalle zwecks langwieriger Baumaßnahmen gesperrt ist, kommt er zum Zug. Er weiß genau, welche Tür nahe an der freien Treppe hält, und sieht arrogant zu den ahnungslosen Schaften herüber, die erst erfolglos in die falsche Richtung rennen. Bis die anderen seinen Wissensstand erreicht haben, läuft er schon längst die gähnend leere Treppe herunter, kann entspannt in die U-Bahn steigen, die den Schafen vor der Nase wegfährt (und so noch den Umsatz des Kaffeestandes am Zielbahnhof erhöhen).

Der Rempler
Er tut genau das und pöbelt obendrein. Er schreit durch Unmutsäußerungen seinen Hass heraus. Zumeist steht er in Rudeln herum, die Haare sind fettig, die Hand umklammert eine Flasche „flüssiges Gold“, die verschlissene Lederjacke darf auch nicht fehlen.

Die Verwarnung der Polizei, nicht herumzulungern, steckt er mit einem dämlichen Spruch weg (Marke:“Komm mir nich so!). Alte Damen schauen ihn misstrauisch an und packen ihren Gehstock noch fester.

Aber fest steht: Der Rempler ist auch ein sehr komischer Vogel, der immer gut gelaunt ist.

S-Bahn chaos (nach einem Bericht von Ewald)
-Bahn kommt
-Türen schließen
-Bahn steht,8 Minuten, Türen lassen sich nicht öffnen
-Fahrgäste werden unruhig
-Nachfolgende Bahn trifft ein!
- Türen öffnen sich
- Fahrgäste steigen aus, wollen in die zweite Bahn einsteigen, was nicht geht (Grund: Türen lassen sich nicht öffnen)
- Türen öffnen sich
Erste Bahn bleibt stehen, ist defekt

„Und dann sind wir in der zweiten Bahn)mit 10 Km/h nach Pusemuckl gefahren!“

Anfang: Die Akkordeonmafia

Manchmal ist auch der Pendler zum Vergnügen unterwegs, dann macht er es sich auf einem leeren (und fast gar nicht besprühten) „Vierer“ bequem, holt seinen Lesestoff heraus, genießt die Abwesenheit der verschiedenen Gerüche und denkt sich: „Endlich Frieden unter den Menschen!“

Denkste! Clong, geht die Tür auf, und die Akkordeonmafia hält Einzug (wahlweise auch mit einer verstimmten Geige oder schrägem „Gesang“ zu haben.
[Rest: s. PC]

Die Alten
Manch junger S-Bahnfahrer mag eine schlechte Einstellung gegenüber Herrschaften um die 60-80 haben. Sie pöbeln, drängeln, nehme einem mit den Worten „Danke, JUNGER Mann, das ist aber sehr NETT von ihnen“ den letzten Sitzplatz weg, man wird bei Leuten mit Gehstock an den stabschwingenden „Yoda“ erinnert, also aufgepasst!
Doch neulich ist mir etwas Erfreuliches passiert: Auf einem Vorstadtbahnhof, an dem sich aus Kostengründen nie Bahnpersonal aufhalten würde, kam ein ältere, S-Bahn ungeübte Dame auf mich zu mit der Frage:“Sie werden entschuldigen…“ Durch diese umständliche aber sehr höfliche Einleitung sieht man: Gebt den Alten eine Chance! Auch sie sind lernfähig!

Manchmal ist auch der regelmäßige S-Bahnfahrer früh morgens zum Vergnügen unterwegs. Eine Monatskarte macht es möglich, in der Freizeit im sanft schaukelnden Express komfortabel und schnell (!!!) die Stadt seiner Wahl zu erreichen. Dann genießt auch der „ewige Pendler“, sieht aus dem Fenster, trinkt Kaffee oder blättert das Bordmagazin durch. In so einem Moment lächelt sogar der sonst immer mürrische Pendler.

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