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Es werden Posts vom Juni, 2015 angezeigt.

Von Gonzar nach Palas de Rei (etwa 16 km)

Hi Ihr geistigen Mitpilger, ich wachte am Donnerstag früh auf meiner Couch auf. Weil die ersten Pilger aus dem Schlafzimmer kamen und sich fertig machten Zum Glück gab es im "Casa García" ein Außenbad, sodass ich nicht durch das Schlafzimmer laufen musste. Ich benötigte aber wie immer am längsten zum Packen des Rucksacks. Doch heute packte ich auch mein Schreibbuch in meine orangene Tragetasche. Inzwischen hatte sich einiges zum Schreiben in mir angesammelt. Schließlich ging ich als Letzte aus dem "Privado", zuerst in die falsche Richtung, doch die Küchenfee des "Casa García" wies mich noch rechtzeitig in die richtige Abzweigung. (Bald traf ich ein letztes Mal die Schweizer vom Vorabend, die sich optimistisch mit "bis zur nächsten Pause..." von mir verabschiedeten. Ja, ich glaube, dass ich sie noch einmal wiedertreffe. Ich habe eine eMail-Adresse. Ich muss jetzt lernen, täglich zu schreiben, zu korrigieren und dann kann ich irgendwann auch

Von Melide nach Ribadiso da Baixa (etwa 13 km)

Ich bin gegen 4 Uhr aufgewacht und habe mich fertiggemacht. Dazu musste ich mein Bett abtasten, hinaus auf den Flur gehen, einmal den Arm schwenken, damit der Bewegungsmelder mich erfasste, und dann nach und nach alles einpacken. Das hat genervt!! Und es hat 45 Minuten gedauert. Aber ich habe schon immer viel Zeit benötigt, um meine diversen Taschen zu packen. Dann habe ich meinen großen Rucksack, ausgestattet mit Abholschild, vor die Rezeption gestellt und noch einen Eintrag in das Einschreibbuch gemacht. Gegen 4.50 war ich auf der Straße. Ich lief einfach gerade aus, machte dann eine kurze Knäckebrotpause auf einer Bank und lief weiter. Hier in der Stadt gab es natürlich überall Laternen. Kein Problem sich zu orientieren. Doch was würde passieren, wenn ich in den Wald käme ? Ich würde mir schlicht und einfach darüber Gedanken machen, wenn es so weit war! Dann erreichte ich eine Kirche mit einem Friedhof. Jetzt war guter Rat teuer... (Ursprünglich hatte ich eine Stirnlampe g

"Heut´ fängt mein Leben an :-)"

Hi Ihr witzigen Wunder, ich habe mich heute von meinem Freund getrennt. Auf dem Camino habe ich gemerkt, dass ich es tun muss. Eigentlich sind wir beide nie so richtig glücklich miteinander gewesen. Und er glaubt auch nicht an die Freundschaft zwischen Mann und Frau, schade. Montag habe ich meinen (wieder guten) Freund Uri Bülbül getroffen, der mit Schreiben, Lesungen, Theater spielen etc. seinen Lebensunterhalt verdient. Er hat mir von der Seite "ask.fm" erzählt und mir nahe gelegt, jeden Tag etwa eine Seite zu schreiben. Mein Ziel ist, das aber demnächst auf zwei Seiten zu steigern. Ich werde wahrscheinlich an "Die dicke Prinzessin" und an meiner Märchenanthologie zugleich arbeiten. Ich brauche immer ein bisschen Abwechslung. Das Schreiben muss mir noch zur zweiten Haut werden. Doch ich habe die Natur überlebt, da wird es ein Klacks sein, zu schreiben und zu schreiben und zu schreiben :-). Drückt mir die Daumen, dass die guten Erkenntnisse mir bleiben. Morg

Der erste Tag auf dem "Camino"

Der französische Jakobsweg, der "Camino francès", wird unter Pilgern nur Camino genannt. Am 8. Juni kam ich in dem Städtchen Sarría an, um von dort die letzte Etappe nach Santiago de Compostela zu laufen. Ich hatte einen höllischen Sonntag hinter mir. Am Tag davor musste ich in Burgos das Hotel um 12 Uhr verlassen. Dann verbrachte ich ersteinmal einige Zeit in der Stadt. Glücklicherweise wurde genau an diesem Tag Christi Himmelfahrt in der Stadt gefeiert, wobei riesige Figuren auf einer Prozession durch die Stadt getragen werden. Die Kommunionkinder des Jahres tragen noch einmal ihre schicken Kleider (so habe ich es mir jedenfalls zusammengereimt). Es war ziemlich heiß an dem Tag. Ich bin eine Weile durch die Stadt gelaufen, und habe mir dann eine kalte Limonade gekauft und mich an einen schönen Platz mit zahlreichen Springbrunnen gesetzt. Und dann wurde die Zeit lang. Ich sollte erst mit dem Nachtzug um 02.49 nach Sarría weiterfahren. Ich fuhr zum Bahnhof....und wartete

Eine goldene Muschel in meiner Brust

Seit ich in Santiago angekommen bin, hat sich irgendetwas in mir verändert. Vorher war ich innerlich kaputt. Nur verdorrte Gewächse dort, tote Blumen, Ideen und Gefühle. Nur ein bisschen Hoffnung war da. Nach dem Jakobsweg dockte plötzlich eine große, goldene Muschel in meinem Inneren an und alles was sie berührt fängt an zu blühen und zu gedeihen. Vielleicht findet Ihr das krank, aber ich habe einfach so ein Gefühl. Als wäre etwas gut geworden, das vorher vergiftet war. Ich glaube, ich werde einiges schreiben in der nächsten Zeit. Außerdem kommen einige wunderbare Bücher heraus. Stellt euch vor, eines wird mir von einem "Camino-Buddy" zugeschickt. Ich bin irgendwie schon länger um Patrick Rothfuss` "Der Name des Windes" herumgeschlichen, habe mir aber noch nicht einmal den Rückentext durchgelesen. Michel aus Hamburg hat mir nun davon erzählt, und es ist genauso ein Buch, wie ich es lesen muss (auch um mit meinen literarischen Plänen weiterzukommen). Ein Jun
Hi Ihr Arbeitstiere, Ich bin in Melide angekommen. Seit etwa 5 Tagen pilgere ich Richtung Santiago de Compostela. Gut die Hälfte habe ich geschafft. Meinen großen Rucksack schicke ich immer mit Kirierdienst voraus. Das kostet 3€. Morgens gibt es einen "Café von leche", Tostada mit Marmelade oder ein riesiges Schokoladenbrotchen. Frühstücken gehen ist billig (etwa 2 €). Es gibt in Galizien viele freilaufende Tiere: Hunde, Katzen, Raben (Scherz! Die fliegen ja), Kühe und Hühner. Gerade habe ich einem Pferd die samtene Nase gestreichelt. Obwohl ich mit Abstand die langsamste Pilgerin bin, treffe ich einige Leute immer wieder. Das erzeugt ein großes Gefühl der Verbundenheit. Wie heisst es so schön bei Disney: "It's a small world (after all)". Der "Camino" ist der wirtschaftliche Rückhalt dieser Region. Überall gibt es Bars, Toiletten, Bänke, Trinkwasser oder auch nur Mülltonnen (sehr wichtig für Proviantreste). Ich werde sehr gerne meiner Helf

Raben bei Portomarìn (Jakobsweg 1)

Hi Ihr interessierten Mitleser, in Spanien war das mit dem Internet nicht so einfach. Deswegen habe ich nicht gebloggt. Ich habe aber mein Vorhaben in die Tat umgesetzt. In 9 Tagen bin ich von Sarría nach Santiago de Compostela gelaufen. Mein Rucksack war schwer, viel zu schwer, so etwa 12 kg. Mindestens 5 kg davon habe ich nicht gebraucht. Deswegen habe ich ihn die meiste Zeit vorausgeschickt. Das kann man in jeder Herberge auf dem Jakobsweg arrangieren lassen. Ich habe meistens 3 € bezahlt. Ich habe die Compostela bekommen. Demnächst hängt also endlich eine Urkunde an meiner Wand. Ich bin stolz auf meine Füße, meinen Rücken, meinen Kopf, meine Schultern und mein Durchhaltevermögen. Es war zwischendurch echt hart. Einmal hatte ich kein Wasser (zwischen Portomarín und Gonzar). Ich hatte als Flüssigkeitsspender nur 3, nicht sehr saftige Nektarinen. 2 Pilger sind an mir vorbeigegangen, aber ich habe mir gesagt, ich muss sie nicht fragen. Als ich wieder alleine war, flogen Raben ni