Eine goldene Muschel in meiner Brust


Seit ich in Santiago angekommen bin, hat sich irgendetwas in mir verändert. Vorher war ich innerlich kaputt. Nur verdorrte Gewächse dort, tote Blumen, Ideen und Gefühle. Nur ein bisschen Hoffnung war da. Nach dem Jakobsweg dockte plötzlich eine große, goldene Muschel in meinem Inneren an und alles was sie berührt fängt an zu blühen und zu gedeihen. Vielleicht findet Ihr das krank, aber ich habe einfach so ein Gefühl. Als wäre etwas gut geworden, das vorher vergiftet war. Ich glaube, ich werde einiges schreiben in der nächsten Zeit. Außerdem kommen einige wunderbare Bücher heraus. Stellt euch vor, eines wird mir von einem "Camino-Buddy" zugeschickt. Ich bin irgendwie schon länger um Patrick Rothfuss` "Der Name des Windes" herumgeschlichen, habe mir aber noch nicht einmal den Rückentext durchgelesen. Michel aus Hamburg hat mir nun davon erzählt, und es ist genauso ein Buch, wie ich es lesen muss (auch um mit meinen literarischen Plänen weiterzukommen). Ein Junge, dem bestimmt ist ein großer Künstler zu werden, und der dann Arkanismus lernt, mit einer Rahmenhandlung, die in einem Wirtshaus spielt. Ich bin bekannt. Das Buch das ich dabei hatte, habe ich zu einem Drittel gelesen: Verena Wermuth "Die verbotene Frau". Eine Schweizerin, die Geliebte eines Scheichs wird. Ja, und dann habe ich ein ganz tolles Märchen-Buch gefunden. Von Catalina Gonzalez Vilar. "El secreto del huevo azul" (Das Geheimnis des nachtblauen Eies). Es geht um die Fantasie und um einen Prinzen, der seiner Mutter ein besonderes Geschenk machen möchte: einen weißen Tiger. In einem geheimen Buch findet er diesen, er existiert aber nur in der Fantasie des Jungen. Die Autorin hat das Buch ihren Eltern gewidmet. Ich glaube, das werde ich auch tun, wenn ich fertig bin. Dieses Buch ist ein ganz besonderes Buch. Es ist schwer und ich habe es bestimmt 50 km weit getragen. Ich habe es in einem Buchladen in Melide gekauft. Das war ein charmanter kleiner Laden, mit Postservice. Aber viele Bücher dort waren zwar nach Themengebieten, sonst aber nicht weiter sortiert. Der Buchhändler sah selbst aus, wie aus einem Märchenbuch: langer, spitzer, grauschwarzer Bart und Brille. Hinter seinem Tisch türmten sich große Stapel von allen möglichen Büchern. Ich glaube, dieses Buch hat dort auf mich gewartet. Ich hätte auch etwas für dreijährige von Disney kaufen können. Aber irgendwie hat mich das Buch mit dem nachtblauen Ei und mit seinen Zeichnungen berührt. Es enthält mehr Spanisch als so ein Babybuch, aber weniger als ein Roman. Ich bin schon gespannt, wie es weitergeht. Ja, ich habe also in Spanien die Bücher wiederentdeckt. Ich glaube, ich bin ein Mensch, der lesen muss, um schreiben zu können. Ich brauche oft und viele neue Geschichten. Und ich brauche alte Geschichten. In einem Hotelzimmer auf dem Weg zum Jakobsweg gab es ein super TV-Programm. Ich habe dort "Der Herr der Ringe-Die Gefährten" auf spanisch gesehen, dann noch Spongebob und Garfield. Und die Spanier sind großzügig bei Serien. Es liefen jeweils bestimmt 4 Folgen. Das war in Burgos. Durch dieses Programm habe ich mich sehr getröstet gefühlt. (Nach dem Motto: "Die großen Geschichten sind überall zuhause"). Denn ich habe überlegt, alles abzubrechen, bevor ich auch nur einen Schritt gelaufen bin. Einen Tag später saß ich etwa 10 Stunden am Bahnhof von Burgos und überlegte hin und her. Ich konnte mich nicht entspannen. Es war wie entzweigerissen zu sein. Gestern nacht habe ich am Flughafen von Santiago geschlafen, ... und alles war in Ordnung. Denn ich habe Erfolg gehabt, weil ich endlich einmal die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Und als letztes: Meine Mutter hat mich beglückwünscht zu dieser Strecke von 116 km. Und das ist ein Wunder, das ich lange nicht erlebt habe! Gute Nacht, meine Lieben. Eure Wortklauberin. http://www.amazon.de/secreto-huevo-Barco-Vapor-Naranja/dp/8467554355/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1434752223&sr=8-2&keywords=secreto+huevo+azul

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