Unter Strom

Hi Ihr Lieben, jetzt habe ich fast eine Woche nicht mehr geschrieben und ein neuer Beitrag ist überfällig. Mein Ex-Freund spricht wieder mit mir. Er ist frisch verliebt und deshalb nicht mehr schmerzlich verwundet, wenn er an mich denkt. Als er den Kontakt abgebrochen hatte, dachte ich, es wäre nicht schlimm für mich, nicht mehr von ihm zu hören, aber ich war dann doch ziemlich einsam. Noch dazu ist meine einzige Freundin in einer Beziehung, jobbt und spielt in einer zweiten Theatergruppe, da reicht es maximal zu einem längeren Telefonat pro Woche (das für mich nie lang genug ist). ------------------------------------- Ich muss meine sozialen Kontakte ausweiten. Ich will jetzt endlich mein Vorhaben umsetzen, ehrenamtlich in ein Altersheim in der Nähe zu gehen und Zeit mit den Senioren zu verbringen. Das würde mich viel weiter bringen. Ich bin ja so ein Einzelgänger, aber mit viel Älteren und viel Jüngeren kam ich früher immer gut klar. Jetzt muss ich meinen Plan nur noch durchführen. ------------------------------------- Dann habe ich das Bochumer "Weglaufhaus" im Internet entdeckt und war gestern dort. Es ist eine Einrichtung für Psychiatrie-Betroffene. Es gibt dort mehrere Selbsthilfegruppen, psychologische Beratung... und ein Krisenzimmer. Wenn es einem nicht gutgeht, kann man gegen eine Gebühr (oder war das umsonst ?) eine Zeit dort leben unter Betreuung, um zu verhindern, eingewiesen zu werden und ein neues Trauma zu erleiden. Das ist wie ein Rettungsanker. Es tut mir sehr gut zu wissen, dass ich jetzt so einen Ort kenne. Seltsamerweise hatte ich bei der Besichtigung die Gewissheit ihn nie in Anspruch nehmen zu müssen. Mein KrisenFREIraum ist meine kleine, vollgestopfte Wohnung, mit CDs, DVDs und Büchern (bzw. Comics in der Manie) en Masse. Nicht zu vergessen ist ein gefüllter Kühlschrank und meine kleinen Therapieschweine :-). ------------------------------------- Heute Nachmittag war ich mit knapp 15 anderen Menschen in einer Vorstellung zum Kinotagpreis von "James Bond 007- Spectre". Ich war eigentlich gefesselt. Ich mochte das Reisen um die Erde und die Kette von Explosionen, bei denen ganze Gebäude in die Luft gingen. Auch Daniel Craig war sehr smart und sexy und hatte einen schönen, britischen Humor. Doch ich hätte eine Bedarfstablette gebraucht. Etwas in mir war total zappelig. Ich bin immer mit der Rückenlehene vor-und-zurück-gewippt. Dazu saß noch ein Bekannter neben mir und hat ziemlich viel kommentiert. Ich habe mir aber gesagt, dass ich nicht auffallen will und habe somit fast nie geantwortet, sondern einfach mit dem Kopf geschüttelt. Es kann sein, dass ich hypoman bin. Und seit 2011 habe ich immer Angst, dass "zuviel von mir da ist" und mich jemand in die Klinik schickt. Oder mich auch nur angeekelt anguckt. Das ist der Ekel des "normalen Bürgers" vor dem "Besonderen". Dadurch, dass ich nur wenig mit meinem Bekannten gesprochen habe, habe ich ihn wahrscheinlich auch ein bisschen zurückgehalten. ------------------------------------- Jetzt noch eine andere Sorge: Letzte Woche, als beim Theater mitgeteilt wurde, wer welche Rolle spielt und ich meine Wunschnotlösung, den Schnapphamster, bekam, habe ich unglücklich mitgeteilt, dass der wirklich nur sehr wenig zu sagen hat. Am Ende wurde mitgeteilt, dass jetzt überlegt wird, wer in die Gruppe passt und wer nicht. Dabei kam es mir vor, als hätte die Regisseurin mich bedeutungsschwanger angesehen. Bis heute wird mitgeteilt, wer dabei ist. Als ich gestern zuhause ankam, hatte ich eine unbekannte Handynummer auf dem Festnetztelefon (das auch die einzige Nummer ist, die ich beim Projekt angegeben habe). Noch vor einer Woche habe ich rebellisch gedacht: "Ich steige aus, das bringt doch alles nichts". Aber jetzt weiß ich, ich muss wenigstens dieses Mal dabei sein. Es ist einfach zu schön, durchs Schauspielhaus laufen zu können, als würde man dazugehören. Und ein Termin über einen längeren Zeitraum wahrzunehmen macht auch irgendwie gesund. Drückt mir die Daumen, dass ich nächste Woche noch dabei bin! ------------------------------------ Was "Die Dicke Prinzessin" angeht, ist im Moment leider alles auf Eis gelegt. Oder zählt es, wenn ich mir im Kopf kleine Formulierungen überlege, aber nicht tippe ? Es ist furchtbar, ich habe genug Ideen, kann mich aber nicht zum Ausformulieren hinsetzen. Irgendetwas hält mich fern, den "Weg zu meinem Glück" zu beschreiten. Diese BLogeinträge sind da etwas anderes. Sie sind Ballast, den ich abwerfe. Meine Kapitel für DDP sind etwas ganz grundlegend anderes. Würde ich sie beenden, müsste ich mich mit meiner Zukunft beschaffen und dass ich vielleicht nicht immer als nutzloser Sozialfall leben muss. Vielleicht habe ich irgendwann Sorgen wie andere Erwachsene: Versicherungen und Steuern zahlen, GEZ überweisen, Müllgebühren und sonstige Nebenkosten. Vielleicht habe ich viel zu große Angst vor Veränderung. Ich habe mich in meinem klebrigen Spinnennetz feist und träge eingerichtet und denke, wie Kankra nur an eines: Futter. Ich glaube mein IQ ist inzwischen bei 59 angekommen. Ich schaue praktisch keine Nachrichten und kriege auch von den meisten mittleren Katastrophen in der Welt nichts mit. Politik und Erdkunde waren sowieso nie etwas, was bei auf fruchtbaren Boden fiel. Ich bräuchte wahrscheinlich jemanden, der mich zu "seinem Projekt" macht, wie der Phonetiker in "My Fair Lady". - - - Hmm, danke fürs Zuhören, Leute. Gerade stand ich kurz vor dem Heulen. Doch während der letzten Sätze hat sich ein ironisches Lächeln auf die Lippen geschlichen ("Wenn ich auf einem Ball wäre, wie lächerlich würde ich sein ?"). Einen schönen Tag, eure entnervte Wortklauberin.