DMK: Die Dicke Prinzessin + Géséya die Weiße + Der Geiger (für dich mein Schatzel!)

Die mollige Königin- hilft einem armen Mädchen


Die mollige Königin schüttelte immer noch den Kopf über diesen eingebildeten Jammerjan von einem Prinzen. Natürlich war er ohne gescheite Ausrüstung ins Gebirge geklettert. Natürlich hatte er keine Karte dabei gehabt, weil er sich auf seine Diener verließ (die sich aber in der Welt außerhalb des Palastes nicht besser auskannten als er selbst).


Sie ballte ihre Hand zur Faust und zog unwillkürlich am Zaumzeug des Esels. „Auuuuah“, schrie der auf. „Was ist denn mit dir, Königin?“ „Seit wir aus dem Gebirge heraus sind, hast du schlechte Laune ?“


„Ach, mich ärgert einfach diese Gedankenlosigkeit des Herrn Thronfolgers. Er hätte sterben können und seine Diener mit ihm.


Ob die Königin noch etwas ärgerte, werden wir vorerst nicht erfahren, denn gerade als die beiden um eine Kurve bogen, sahen sie mitten auf der Straße ein kleines Mädchen mit feuerrotem Haar sitzen, das bitterlich weinte. Seine Kleidung war in einem erbärmlichen Zustand.


Traurige Kinder hatte die mollige Königin noch nie sehen können.


Sie suchte aus der Satteltasche ihr schönstes, rot-grün kariertes Taschentuch heraus und gab es der Kleinen. Beruhigend strich sie der Kleinen über den Rücken, während es sich geräuschvoll schnaubte. „Was hast du denn, Kleine? Was ist dir zugestoßen ?“


„Meine Eltern sind vorgestern gestorben. Bei einem Unfall im Bergwerk. Wir haben das Geld für die Miete unserer Hütte immer „mit Ach und Krach“ zusammenbekommen. Heute hat mich der Bergwerksbesitzer dann aus der Hütte geworfen und den anderen verboten, mich aufzunehmen. Er meinte, ich würde die Großen nur von der Arbeit ablenken. Zum Glück hat mir der alte Michel noch etwas Brot und Käse zustecken können, so hatte ich zumindest ein bisschen was zum Essen. Sonst wäre ich vielleicht schon verhungert.“


„Na, na, sagte der Esel. So schnell stirbt es sich nicht.“


Mit offenem Mund starrte die Kleine erst zum Esel, dann zur Königin und wieder zum Esel. „Dein Esel kann sprechen?“

„Interessant, nicht? Ich wusste es auch zuerst nicht. Er hat es mir erst gesagt, nachdem er mir das Leben gerettet hatte. Wie heißt du denn ?“
„Baryliss“, antwortete das Mädchen. Langsam versiegten die Tränen der Kleinen und sie sah die mollige Königin aus tiefgrünen Augen an.
„Ich gebe Dir erst einmal etwas zu essen, meinte die mollige Königin und kramte in den Satteltaschen des Esels nach Schinkenbroten. Zur Antwort knurrte der Magen des Mädchens, gierig stürzte es sich auf die dick belegten Brote.
„Ich schlage vor, du kommst erstmal mit uns und wir überlegen uns gemeinsam, wie wir Dir helfen können.“


Behutsam setzte die mollige Königin Baryliss auf den Esel und sie wanderten weiter, bis zum Anbruch der Nacht. Die Kleine, die ihren Namen in verkürzter Form „Baryl (Bäh-ril)“ lieber mochte, schlief tief und fest an dem warmen und weichen Eselhals. Auf einer Lichtung machte die mollige Königin der Kleinen aus ihren Decken ein Lager. Sie befreite Bonifaz von Zaumzeug und Sattel. Der Esel genoss frisches Mondlichtgras und eine letzte, schon leicht verschrumpelte Möhre, die vom Reiseproviant noch geblieben war.
Die Königin erhitzte Wasser in ihrem kleinen Reisetopf, tat ein paar Kräuter hinzu und knabberte an einem etwas hart gewordenen Brot.


Ein paar Eulen riefen ihr „Hu-huuh, hu-huuuh“, vielleicht war auch der ein oder andere Uhu dabei, Mäuslein huschten durchs Geäst und es war ein schöner, kuscheliger Abend am Lagerfeuer.




[[STICHWORTE: Urkwyn---Gold---Pflegeeltern (-->Johann und Margarete; sterben 2 Jahre später im Feuer)--- Strafe für Bergwerksbesitzer]]


[Die mollige Königin konnte vor lauter Nachdenken nicht schlafen. Gegen Mitternacht erschien ein haariges, kleines Wesen mit einer Kartoffelnase. Es hüpfte rund ums Feuer (ein oder zwei Funken landen in seinem Pelz, die es einfach wegschnippte).


"Urkwyn klein,
Urkwyn ein,
hilft so gern
den Kindelein.
Juppheidi, Juppheida,
bin ein Tausendsassera.
Da-te-ra-ta Da-te-ra-ta-da“


Die mollige Königin hatte dem Wesen mit hochgezogener Augenbraue zugesehen.


Es wirkte ein bisschen seltsam, ein wenig exzentrisch (und einsam?) aber nicht gefährlich.
Es war wie aus dem Nichts erschienen, also musste es etwas Magie beherrschen.]

Das Wesen, das sich selbst „Urkwyn“ nannte, hatte aufgehört zu tanzen. Es blickte die mollige Königin aus freundlichen Äuglein an und machte eine lustige Verbeugung.

„Wünsche einen frohen Abend, Frau Königin.“ Es war gut von euch, den Orgelsepp von seinem Fluch zu befreien. Wenn jetzt Versammlungen der „Kleinen“ stattfinden, ist er viel besser gelaunt, als früher. Und er tut nur noch Gutes.“


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Die mollige Königin – rettet einen Prinzen




Die mollige Königin und ihr Wandergefährte, der weiße Esel Bonifaz, machten sich gerade an, ein Lager aufzuschlagen, als die Botin Géséya der Weißen, angeflogen kam. Die graue Taube mit den glänzenden lilafarbenen Federn gurrte zur Begrüßung und landete auf dem Kopf des Esels.

„Seid gegrüßt, Königin“. Der Esel schnaubte. „Guru, und du auch, Langohr“, sprach sie weiter.
Ich bringe euch Kunde von meiner Herrin. Géséya der Weißen. Unwillkürlich pochte das Herz der Königin schneller. Zwar wusste sie, dass Géséya niemandem etwas antun würde, aber ihre schiere Größe, und dieses Gebiss waren furchterregend. Zum Glück hatte sie die Taube geschickt und war nicht selbst hierher gekommen.

„Ihr sollt so bald ihr euch gut mit Proviant versorgt habt, umkehren und in die stürmischen Berge klettern. Ein junger Prinz hat sich dort verlaufen. Er ist sehr stolz und glaubt immer noch selbst aus dieser Lage heraus zu finden, deswegen kann meine Herrin ihm nicht helfen. Er würde sich zu diesem Zeitpunkt von ihr nicht helfen lassen. Es könnte sein, dass er auch euch abfällig behandelt. Doch die Herrin weiß, dass ihr euch dadurch nicht irritieren lasst. Sie hält große Stücke auf euch, Königin.

Die Taube neigte einmal ihr Köpfchen und schon flog sie wieder davon, zurück zu ihrer eindrucksvollen und Angst einflößenden Herrin (für die, die es nicht besser wussten).

Der Esel hatte sich bereits umgedreht und war die ersten Schritte getrabt, als er merkte, dass die mollige Königin ihm nicht folgte. „Nun kommt schon, Herrin, wir haben einen langen Weg vor uns. Wir werden in den Bergen übernachten müssen. Und dort weiß man nie, wann ein Unwetter ausbricht. Und obendrein sind es ausgerechnet die STÜRMISCHEN Berge, in denen sich dieser Trampel von einem Prinzen verirrt hat.

Bonifaz blieb stehen. Er sah zurück. Die mollige Königin hatte sich immer noch keinen Schritt bewegt. Sie stand, wie zur Salzsäule erstarrt und kalter Schweiß lief ihr die Stirn herab. 


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Die größte Spinne, die er sich in seinen Albträumen hätte erdenken können, ragte vor ihm auf. Der Geiger ließ vor Schreck sein Instrument fallen (das aber vom weichen Gras abgefedert wurde) und sah sein Ende schon als abgemacht an.
Vier Paare glänzend weißer Beine erinnerten ihn an torgleiche Bauten. Auch sie funkelten blendend weiß. „Himmel hilf“, dachte der Geiger. „Wenn mich dieses Monstrum nun verspeist, bin ich die Mahlzeit des schönsten Monsters auf dieser Erde geworden“.
Da ertönte über ihm ein Klang, ein Lachen vielleicht. Es war ein unglaubliches Geräusch. Eine Mischung aus glockenreinem, elfenzarten und liebevollen Gelächter. Der Geiger fragte sich, ob er durch das Geräusch am Wegrennen gehindert werden sollte.
Da fing die Spinne an zu sprechen.
„Ich komme, um Dir eine Botschaft von der dicken Prinzessin zu überbringen“.

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Der Baum der Weisheit
Die Dicke Prinzessin konnte nicht mehr. Sie hatte jeden Glauben verloren, den Baum der Weisheit je zu finden und damit die Hoffnung, dem Flöter wieder zu begegnen. Sie hatte Bonifaz verloren, wusste nicht, ob er noch lebte.
Da fing es an zu donnern. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Die Dicke Prinzessin verlor die Fassung: „Entschuldige, ich weiß dass ich nichts weiß, absolut gar nichts. Wenn mich jemand hört, bitte helft mir.
Regen begann kübelweise vom Himmel zu fallen. Wieder einmal war sie durchnässt bis auf die Haut, eine Seekuh wäre trockener als sie.
Noch einmal rief sie laut in die leere Landschaft hinein: „Ich weiß dass ich nichts weiß, ich entschuldige mich für meinen Hochmut. Ich will nur meinen Flöter wiederfinden. Ich muss wissen, ob es eine Zukunft für uns geben könnte.“
Erschöpft fiel sie in den Schlamm und dachte, sie hätte allen Mut verloren. Da funkelte es mit einemmal in der Ferne. Dieses Licht der Hoffnung war alles, was sie brauchte. Sie wischte sich das nasse Gesicht ab und lief, als wären Wölfe hinter ihr her.
Nach weniger als einer Stunde sah sie einen in Gold getauchten Baum vor sich. Sie wusste, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatte.
Ein Abgrund erstreckte sich vor ihr und in seiner Mitte stand der Baum auf einer schwebenden Insel. Die andere Seite war von hier aus nicht auszumachen.
Ohne ein geflügeltes Pferd oder ähnliches hätte sie keine Chance, dort hinüberzugelangen.
Sollte das jetzt alles gewesen sein ? Diese lange Suche, um am Ziel umkehren zu müssen ? Es musste doch eine Möglichkeit geben, den Baum zu befragen. Seit Jahrhunderten kamen die Menschen zu ihm.
Da setzte sich auf der Insel irgendetwas in Bewegung. Wie die Dicke Prinzessin nach und nach erkennen konnte flog eine große Wurzel auf sie zu. Auf dem Weg vergrößerte sie sich, sie spaltete sich in mehrere Teile, der besonders dicke Hauptstrang formte sich zu einer Art Treppe während Nebenstränge ein Geländer ausbildeten. Schließlich landete die hölzerne Konstruktion genau vor den Füßen der Dicken Prinzessin.
War das ein Anblick. Eine in der Luft schwimmende Insel, von der sich eine magische Wurzelbrücke bis auf festen Boden erstreckte. Leider hatte die Dicke Prinzessin ein wenig Höhenangst. Schon als sie den ersten Schritt machte, wurde ihr ein wenig schwindelig. Und das wurzelige Geländer war auch nicht mehr als ein Halteseil in der Luft, die ganze Konstruktion schwankte ein wenig.
Und der heikle Teil begann erst. Die Brücke ging nun durch die leere Luft. Der Prinzessin wurde heiß, sie merkte wie ihr Puls schneller ging und ihr Schweißtropfen über die Schultern, den Rücken hinunterrannen. Dann begann sie jedoch, einfach stur geradeaus zu gucken und ganz vorsichtige Minischritte zu machen. So konnte sie auch nicht mehr über den etwas unebenen Untergrund stolpern.
Sie sah stur vor sich hin und merkte, wie sie mit der Zeit immer ruhiger wurde. Es war ein schöner, klarer Tag und mit beiden Händen fest am wurzeligen Geländer fühlte sie sich doch recht sicher, zu Beginn hatte sie sich nur selbst im Weg gestanden. Ihr Puls normalisierte sich wieder. Trippelschritt für Trippelschritt machte sie ihren Weg.
Unwillkürlich begann sie zu pfeifen. Solange sie vorsichtig war, konnte sie den Weg genießen. Sie hatte es auch nicht mehr eilig. Der Baum stand schon ewig, er würde auch morgen noch da sein.
Der baumige Weg stieg an, es wurde anstrengender ihn zu gehen. Die Prinzessin nahm langsame, tiefe Atemzüge, blieb kurz stehen und ging noch etwas langsamer. Da erblickte sie den Baum der Weisheit ein paar hundert Schritt vor sich. Es war eine riesenhafte Eiche, die golden glitzerte.
Die Dicke Prinzessin musste sich konzentrieren. Sie wollte dem Baum endlich ihre Frage stellen.
Da rutschte sie mit dem linken Fuß ab und fiel mit ganzem Gewicht in das Geländer. Sanft schleuderte es sie zurück, wackelig stand sie wieder auf beiden Beinen. „Du darfst dich nicht ablenken lassen“, sprach sie zu sich selbst.
Mit einemmal war sie dem Baum viel näher gekommen, als ein paar Schritte das vermocht hätten.
Sie ließ sich nun nicht mehr ablenken, sah stur auf den Weg und kam auf der Insel an. Die Brücke endete in einer breiten Treppe. Vor dem Baum stand ein fein gedecktes Tischchen und ein einladender Sessel, in den sie sich glücklich fallen ließ.

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Ein Bär hat Schmerzen (DDP)
Die dicke Prinzessin und der weiße Esel Bonifaz waren mehrere Tage am Stück gewandert. Im Moment war das Wetter meistens sonnig mit einem kühlen Wind, also angenehm zum Wandern.


Die Landschaft wechselte rasch. Berge, Täler und Wälder lagen auf ihrem Weg. Besonders viele Wälder mussten sie durchqueren. Bonifaz führte sie mit sicherem Gespür dadurch. Ein weiser Esel wie er ging selten fehl.


Als sie nun einmal wieder in einem grünen, dichten Wald waren, hörten sie ein lautes Wehklagen. Es kam aus der Richtung, in die sie liefen. Bonifaz legte ein Ohr an. "Ach, komm, Eselchen, lass uns mal nachsehen, was da vor sich geht", sprach die dicke Prinzessin beruhigend auf ihn ein.


"Vielleicht benötigt ein Tier unsere Hilfe". Bald lichtete sich der Wald, und sie sahen das Tier, das den Lärm verursacht hatte. Ein riesiger Bär lief auf und ab, seine Tatzen drückten das Gras nieder. Immer wieder versuchte er, in einen Baum zu beißen, dann wieder stieß er das gruselige Jaulen aus, was die dicke Prinzessin einige hundert Meter entfernt gehört hatten.


"Das Problem kannst Du alleine lösen", rief Bonifaz, der nun beide Ohren angelegt hatte, und lief in den Wald hinein. "Ist gut", rief die dicke Prinzessin, der allerdings das Herz bis zum Hals klopfte. So ein ausgewachsener Bär, der Schmerzen hatte, das war schon etwas, als ihre zahmen Stachelschweine, die sie aus der Hand füttern und dabei untersuchen konnte.


"Was fehlt dir, Bär?", fragte sie. Wieder jaulte der Bär. "Siehst du das nicht? Ich habe Zahnschmerzen, fürchterliche Zahnschmerzen. Der Zahn ist ganz faul, doch ich selbst kann mir nicht helfen, meine Pranken sind zu groß. Und alle Tiere im Wald fürchten sich vor mir. "


Wieder jaulte er. Die dicke Prinzessin schluckte ihre Angst hinunter und fragte dann:"Kann ich dir vielleicht helfen ? Du müsstest mir aber versprechen, mich nicht zu beißen."


Sofort setzte der Bär sich auf die Hinterbeine. Auch jetzt war er immer noch fast zwei Meter hoch. Er öffnete das zahnbewehrte Maul... und die dicke Prinzessin war überrascht zu sehen, dass die Zähne denen von uns Menschen sehr ähnelten, bis auf die langen Eckzähne, die ein Fleischfresser, wie es der Bär ist, so braucht.
Sie sah den kranken Zahn... und all die spitzen, gesunden Zähne drumherum und musste einmal kurz die Augen schließen, um nicht wegzurennen. Sie hatte schon mehrere Zähne gezogen. Nun gut, ein Faultier war ein bisschen kleiner als ein Bär, aber funktionieren müsste es auf die gleiche Weise. Sie holte eine kühlende Salbe aus ihrer Tasche, die sie dem Bären auf Zahn und Zahnfleisch strich. Der Bär seufzte vor Freude, weil der Schmerz sofort nachließ. Er konnte jetzt ganz ruhig sitzen und jaulte nicht mehr dieses furchtbare Jaulen, das den ganzen Wald durchdrang.
Die dicke Prinzessin suchte einen Stock, den sie dem Bären zwischen die Zähne auf der gesunden Seite klemmte. Das war eine kleine Versicherung für sie selbst, nicht verletzt zu werden. Sie kramte in ihrer Tasche und fand... eine Zange, die für ihren Patienten viel zu klein war.
Schnell entfernte sie den Stock wieder, damit der Bär es nicht unbequem hatte.
Die dicke Prinzessin trat einen Schritt zurück und dachte nach. Der Zahn musste um jeden Preis gezogen werden, doch wie ? Zuerst musste auf sich selbst achten. Sie brauchte beide Arme in ihrem Leben. Der Bär saß still da und beobachtete sie aufmerksam. Aber er schien ihr zu vertrauen.
Dann fiel ihr die Kunst der Hypnose ein. Sie hatte sie für ihre Tiere erlernt. Dazu war extra ein Meister aus dem Fernen Osten für einige Zeit ins Schloss gezogen.
Sie kramte mal wieder in ihrer Tasche. Irgendwann fand sie die große goldene Taschenuhr, die ihr Papa ihr einmal zum Geburtstag geschenkt hatte. Sie hatte sie als Helfer gegen Heimweh auf die Abenteuerfahrt mitgenommen, nicht aus einem praktischen Nutzen.
„Mach bitte dein Maul wieder auf, Bär“, sprach die dicke Prinzessin. Dann fing sie an zu summen, einen tiefen, vibrierenden Ton, der den Bären vielleicht an seine Bärenmutter erinnerte. In einem beruhigenden Tonfall erzählte die dicke Prinzessin von einem weiten, grünen Land, in dem es Unmengen an Bienen und Honig gab, aber keine Jäger. Viele Flüsse waren voller Fische, die einem direkt in die Tatzen sprangen. Dabei schwenkte sie die Uhr direkt vor den Augen des Bären hin und her.
Sie konnte fast spüren, wie das goldene Blinken die Augen des Bären zum Blinzeln brachte. Bald saß er schnarchen, mit geöffnetem Maul vor ihr.
Die dicke Prinzessin räusperte sich einmal, um Mut zu sammeln. Dann berührte sie den ungesunden Zahn. Der Bär zuckte leicht, schnarchte aber sonst ruhig weiter.
Ich will euch den Schrecken ersparen, was die dicke Prinzessin nun tat. Es war eine blutige Angelegenheit. Am Ende war sie schweißüberströmt und hielt den bräunlichen, morschen Zahn in der Hand.
Der Bär jedoch schnachte friedlich wie zuvor. Sie entfernte alles, reinigte das Maul des Bären und fing dann wieder an zu summen.
„Du bist wieder hier, in deinem geliebten Wald. Alles ist gut. Du hast keine Schmerzen mehr“.
Benommen wachte der Bär auf. Schwerfällig öffneten sich seine Augen.
„Und, wie geht es Dir?“
„Hmmm, brummte der Bär“. „Ich habe,“ (er tastete mit der Zunge nach der Lücke) zwar einen Zahn weniger, aber ich bin endlich diese grässlichen Schmerzen los. „Prinzessin“, ich werde immer in deiner Schuld stehen. Wenn Du Hilfe brauchst, und durch diese Wälder kommst, rufe nur nach mir und ich helfe Dir. Aber jetzt auf Wiedersehen“.
Fröhlich winkte die dicke Prinzessin dem Bären nach. Was für ein Tag! Sie hatte so viel gelernt. Von nun an könnte sie alle Tiere selbst behandeln, vielleicht könnte sie sogar Lehrlingen erklären, wie man einen Zahn behandelt.
Und der Bär hatte sie „Prinzessin“ genannt. Zuhause sah jeder nur ihre etwas unförmige Figur. Das Wörtchen „dicke“ war dort zu ihrem zweiten Vornamen geworden. Doch der Bär sah sie mit anderen, dankbaren Augen, und nannte sie deshalb einfach Prinzessin.
Dann fiel ihr auf, dass Bonifaz immer noch verschwunden war. Sie verstaute alle Dinge in ihrer großen Tasche und ging, seinen Namen rufend in den Wald zurück.
Zum Glück fand sie ihn bald und sie suchten sich einen gemeinsamen Rastplatz für die Nacht. Dort erzählte sie ihm alles, was sie heute erlebt hatte.


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Die dicke Prinzessin und das Monstrum
Als die beiden Kameraden stehen blieben, bebte plötzlich die Erde unter ihnen.
Bonifaz legte die Ohren an und ging in die Knie. Die mollige Königin bekam es mit der Angst zu tun. Sie wollte den Esel wegziehen, doch dieser verharrte störrisch dort wo er stand, und wich keinen einzigen Schritt von der Stelle. Schließlich vertraute die Königin auf Bonifaz´ Instinkte und klammerte sich an den Sattel.


Lautes Stampfen näherte sich ihnen. Die mollige Königin erkannte in der Ferne eine furchteinflößende Silhouette. Sie begann zu zittern.
Was sie dort sah, schien eine Riesenspinne zu sein. Doch sie war umgeben von Vögeln jeglicher Art … und sie schien im Licht zu funkeln. Die Erscheinung erweckte einen friedfertigen Anschein. Bonifaz stand wieder gerade und atmete ganz ruhig. Sein Blick war ehrfurchtsvoll.


[……..]
Die Riesenspinne gähnte. Ein Sog versuchte, die dicke Prinzessin von ihren Beinen zu reißen, doch sie stieß ihre Absätze nur fester in den Boden und blieb stehen. Bonifaz hatte die Ohren neugierig aufgerichtet.


Oooh, mir war so langweilig. Seit 2000 Jahren waren die Jäger nicht mehr hier. Nur ab und zu verirrt sich ein Hirte in meine Gegend.


Die dicke Prinzessin sah mit großen Augen zu dem riesigen Tier empor. Wegzulaufen hätte keinen Sinn. Die Spinne konnte sie einfach mit Hilfe ihres Spinnfadens einfangen.


Die Spinne räusperte sich: „Hm, hm. Ich habe Hunger. Wie gesagt, schon ewig war kein Mensch mehr hier. Doch du kannst dein Leben retten, wenn Du drei Proben bestehst.










Géséya ist begeistert von der Sturheit und der Abenteuerlust der Prinzessin.












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