Die mollige Königin (2013) und heute

(wie sich die ehemals dicke Prinzessin selbst im Scherz nannte) setzte sich im Bett auf. Sie wischte sich die vom Schlaf verstrubbelten Haare aus der Stirn und schlug sich entschlossen mit der linken Faust in die rechte Hand. "So," sagte sie und schwang energisch ihre Beine aus dem Bett.

"So, sagte sie, jetzt habe ich lange genug pausiert, jetzt ist es an der Zeit, neue Abenteuer zu erleben. Sie ging hinüber zu dem hohen, eichenen Kleiderschrank und kroch hinein. "Wo ist es denn nur, wo kann es nur sein ?" hätte ein Zuhörer sie fluchen hören, wenn einer dagewesen wäre.

Doch ausßer mir war keiner da und ich lasse die Figuren ganz alleine entscheiden, was sie machen wollen. Die Prinzessin fand schließlich ganz hinten im Schrank, was sie gesucht hatte. Die Ausrüstung ihres ersten großen Abenteuers.  Alles war noch da, wenn auch ein bisschen verstaubt, schließlich waren inzwischen neun Jahre vergangen. Nacheinander landeten Kürbisflasche, Geldsäckchen, Reisezahnbürste, Feuerstein, Mullbinden und Salzklumpen und die in Leder gebundene Landkarte auf dem königlichen Teppich.

Erschöpft strich sich die Königin über die verschwitzte Stirn. Es wurde anscheinend Zeit, dass sie wieder auf Wanderschaft ging. Hier im Schloss war sie doch wieder sehr bequem geworden. Auch hatte sich die Königin angewöhnt, wieder täglich Kuchen zu essen.

Die Kleider waren dadurch wieder enger geworden. Doch die bequeme Wanderhose, die sie in ihren "dicken Tagen" getragen hatte, passte sehr gut, oder, wie es im Märchen heisst, "wie angegossen".

Die mollige Königin lächelte zufrieden. Das Gefühl von Enge und der Albdruck auf der Brust, den, sie in den letzten Monaten versüürt hatte, gewann einer Vorfreude zu weichen, auf die Abenteuer, die da kommen würden.

Schwer bepackt verließ die Königin das Schloss, nachdem sie ihre Krone mit einer Karte auf den Thron gelegt hatte. "Vertritt mich für eine Weile, Papa, mich juckt es in den Fingern, mal wieder unter freiem Himmel zu schlafen. Wir, der weiße Esel und ich, sind in ein paar Monaten zurück. Der weiße Esel... er hatte der dicken Prinzessin auf der letzten Reise das Leben gerettet und ihr auch sonst auf so manche Weise geholfen.

Zum Dank hatte die Prinzessin, nachdem sie zurückgekehrt war, veranlasst, dass ein Eselshaus, nur für die weißen Esel und ihre Familie, in der königlichen Menagerie gebaut wurde.

Dorthin ging die Königin jetzt leichten Schrittes.  Nur mit einer Kerze in der Hand suchte sie die Box ihres treuen Wandergefährten. Ihr wundert euch, dass dieser noch lebte ?  Nun, von der ersten Abenteuerfahrt hatte die Prinzessin magische Noten mitgebracht. Und jedes Tier, dass diese Noten hört, wird doppelt so alt wie ein gewöhnliches Tier. Das Langohr hatte also noch ein langes Leben vor sich.

Er schnaubte, als die Königin sich seiner Box näherte. Seine Ohren zuckten. "Aha, Königin. Ich habe dich schon erwartet. Ist es wieder so weit ?" "Ja, Bonifaz, die Luft im Palast wurde mir zu stickig. Papa soll mich eine zeit lang vertreten!

Dann belud sie ihr treues Tier mit dem Gepäck, sodass sie nur noch Seil und Kürbisflasche tragen musste.

Bonifaz Gemahlin und die drei Fohlen drängten sich um den Eselsvate und rieben ihre Hälse an dem seinen. Dann schnaubte der weiße Esel belustigt auf.

"Nun ist es gut, Kinder. Wir müssen aufbrechen, bevor es Tag wird, sonst lässt der König uns nicht mehr ziehen. Gerade als die ersten Vögel ihre Nester verließen und sich die Müdigkeit aus den Äuglein rieben, machten sich die mollige Königin ohne Krone und ihr Gefährte auf, Abenteuer zu erleben.

Am Fenster des Schlosses stand der alte König, die Krone hatte er längst gefunden. Eine Träne rollte seine Wange hinab. Hoffentlich würde sie wirklich in einigen Monaten zurück sein. Schließlich war die mollige Königin seine Lieblingstochter.

Die Königin unterdes, schritt tapfer mit ihrem Langohr an der Seite aus. Der Esel schnaubte fröhlich, während die Königin in die gerade aufgegangene Sonne zwinkerte.

Bei dieser Abenteuerfahrt nahmen die beiden Weggefährten eine andere Richtung als bei der letzten  Reise, denn schließlich wollten sie neue Dinge erleben. Gegen 7 Uhr morgens machten sie Rast an einem kristallklaren Bach. Beim letzten Mal war die damalige dicke Prinzessin angewiesen auf die nährende Kraft des Wassers. Heute bedankte sie sich und musste spontan etwas singen.

Seltsamerweise fiel ihr nur ein Liebeslied ein, dass ihre Mutter ihr vor langer Zeit vorgesungen hatte.  Damit hatte sie den König kennengelernt:

"Du bist die Liebe meines Lebens,
ohne dich ist all` vergebens.

Wenn ich in deiner Nähe bin, kriegt alles Sehnen Sinn,
wenn ich deine Stimme spüre, ist es als sprächst Du Liebesschwüre.

Deine Haare, deine Hände, der Anblick schon macht dem Kummer
meiner Seel` ein Ende.

Der Rest ist Geschichte. Es wird jetzt Zeit, dass ich, Davids Seelenverwandte und Twitterbekannte, mich auf den Weg mache. Vielleicht später mehr.

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