Weihnachtsgeschichte "Die dicke Prinzessin und der Weihnachtsmann" (November 2021)

 Wie soll ich anfangen?

Da war einmal eine dicke Prinzessin. Sie war die älteste von 12 Töchtern des Königs. Da ihre jüngeren, hübscheren Schwestern sie gerne trietzten, und mit ihrer Vorliebe für Süßspeisen aufzogen, war sie mit ihrem weißen Esel vor vielen Monaten aufgebrochen, um ihr Glück zu suchen.

 Seitdem bereiste sie die sieben Königreiche und erlebte Abenteuer mit Göttern und magischen Wesen.

 Nun stand sie gerade vor einem großen Wald und sah zusammen mit ihrem Esel, zum Sternenhimmel.

 Etwas rotes fiel aus dem Himmel Richtung Erde, war aber noch sehr weit entfernt. War es ein Komet, war es ein Asteroid ?

 

Als „der Komet“ näherkam, konnte man ihn schreien hören: „Hiii-lfe, zu Hiiii-lfe!“

Er zappelte und drehte sich dabei um sich selbst.

 Es musste also ein menschliches Lebewesen sein. Kurz standen die dicke Prinzessin und der weiße Esel Bonifaz überrascht da. Wenn ihn nicht recht bald jemand retten würde, wäre er wohl verloren.

 Die dicke Prinzessin rief mit ihrem magischen Horn die weiße Spinne Geseya herbei.

 Das auf Géséya ausgelegte Instrument machte keinen für uns Menschen hörbaren Ton. Nur die göttliche Riesenspinne konnte es wahrnehmen, wo auch immer sie gerade war.

 Innerhalb weniger Sekunden vibrierte die Erde. Géséya kam angesprungen. Das war vielleicht ein Anblick, sage ich euch. Die  Birken auf ihrem Rücken wurden zu einem silbrigen Schleier. Die Beine bewegten sich so schnell, dass man nur einen Wirbelsturm wahrnahm.

 Dann war sie in der Talsenke angekommen, in der die dicke Prinzessin und ihr Reisebegleiter standen. Blitzschnell wob sie ein silbriges Netz, das gerade fertig war, als der „rote Komet“ darin aufprallte.

 Er federte auf dem elastischen Netz ab und landete etwas wackelig auf seinen Beinen.

Vor Schreck war er ganz rot im Gesicht geworden.

 

„Jetzt muss ich mich erstmal setzen,“ sprach er.

Géséya war so mitfühlend, ein Bein so zu biegen, dass es sich unter den alten wie ein Stuhl schob. Mit einem roten Taschentuch, auf dem Tannenbäume abgebildet waren, trocknete er sich das Gesicht ab.

 

Nur wenig später kam ein wunderschöner Schlitten, mit zwölf fliegenden Rentieren auf der Erde an.

 

Sie wedelten alle freudig mit ihrer Mähne, als sie sahen, dass es dem Weihnachtsmann gut ging.

 

Der dicken Prinzessin blieb vor Staunen der Mund offenstehen. Doch dann war sie erleichtert, dass nichts schlimmeres passiert war.

 

Bonifaz hingegen schnaubte glücklich und ging auf die Rentiere zu, die ihrerseits freudig mit dem Kopf nickten, sodass die vielen Glöckchen in ihrer Mähne fröhlich bimmelten.

 

Sie unterhielten sich anscheinend blendend.

 

„So, meine Lieben. Vielen Dank. Da bin ich nun so alt geworden und dann muss mir so etwas passieren. Da falle ich doch tatsächlich vom Schlitten.“

 

Die dicke Prinzessin hatte inzwischen heißen Apfeltee zubereitet und hielt dem Alten eine Tasse hin. „Beruhige dich erstmal“, sprach sie fürsorglich.

 

„So, so, erwiderte der Alte, du bist also diese dicke Prinzessin, die mit ihrem Esel durch die Welt reist, sich aber nicht nach Hause traut. Ich habe schon viel von Dir gehört.

 

Die dicke Prinzessin wurde rot. Manchmal war sie etwas schüchtern und wortlos.

„Na ja, es gibt noch einiges für mich zu tun, ehe ich nach Hause zurückkehre.“

 

„Das ist wohl so. Lass’ mich doch mal schauen, was ich für dich dabeihabe. Vielleicht kann ich Dir die Reise erleichtern. Und übrigens, vielen Dank, dass ihr mir das Leben gerettet habt.

 

„Gern geschehen, tönte es aus der Höhe herab, irgendwo von da, wo das Maul der Riesenspinne sein musste.

 

„Aah, da habe ich ja etwas. Das wirst du gut brauchen können“, sprach der Weihnachtsmann.

 

Er hielt ein kleines, goldenes Säckchen hoch. Hier drin ist Glitzerstaub, der etwas besonderes kann. Streust du ihn über deine Schuhe, werden sie für eine Stunde kein Geräusch beim Gehen machen. Aber denk’ dran, nach einer Stunde ist der Zauber vorbei!“

 

„Vielen Dank, Weihnachtsmann!“, sprach die dicke Prinzessin.

 

„Und da ich sehe, dass eine harte Zeit vor euch liegt, ist das für dich, Bonifaz.“

 

Neugierig kam Bonifaz näher.  Der rot Gewandete hielt eine Möhre in der Hand.

„Na ja, ist lecker, aber nichts Besonderes,“ dachte sich der Weiße.

„Diese Möhre wird niemals zu Ende gehen, sie wächst immer nach.“

 

Fröhlich nickte Bonifaz mit dem Kopf und stampfte fünfmal mit dem Huf auf. (Fünfmal aufstampfen bedeutete bei ihm immense Freude).

 

Inzwischen war der Weihnachtsmann wieder auf den Schlitten gestiegen.

 

„Ach ja, und für eure große Freundin habe ich noch etwas. Er hielt ein eingewickeltes Paket in der Hand. „Das bringe ich ihr kurz vorbei, bevor ich losfliege.“

 

„Vielen Dank, Weihnachtsmann, riefen die dicke Prinzessin und Géséya, mit ihrer wohltönenden Stimme, dem Rotgewandeten nach.

 

Klingelnd hob der Schlitten ab, flog an Géséyas Rücken vorbei, wo das Paket landete, und bald war das Gefährt im Himmel verschwunden.

 

Die dicke Prinzessin sah ihm noch eine zeitlang hinterher.

 

Doch dann setzten sie sich gemütlich ans Feuer. Das erste mal seit langem dachte sie darüber nach, nach Hause zurückzukehren, denn es war schließlich Weihnachten, das Fest der Familie.

 

ENDE

 

 

P.S.: Ihr wollt wissen, was der Weihnachtsmann Géséya geschenkt hat? Nun, einfach etwas zu essen. Alles andere kann sich eine göttliche Spinne gut selbst besorgen. Aber Beute, das konnte schwierig werden, wenn man sich vorgenommen hat, nicht mehr jagen zu gehen.

 

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